Noch nie zuvor wurde vor der Eröffnung einer neuen Attraktion so lange über sie berichtet, wie bei Symbolica: Von der ersten Ankündigung unter dem Namen Hartenhof am 21. Mai 2010 und der Eröffnung vergingen ganze 2.598 Tage und an immerhin 537 davon wurde tatsächlich an der Attraktion gebaut. Nach einer Woche voller Previews für die Presse, Jahreskarteninhaber und Mitarbeiter hatte die lange erwartete Attraktion am Samstag das erste Mal für den normalen Publikumsverkehr geöffnet. Auch wir konnten Symbolica bereits testen - und wollen euch in diesem Artikel eine Einschätzung zur neuen Attraktion geben.
Symbolica soll ganz generell eine magische Welt sein, die den Besuchern näher gebracht werden soll. Dies ist ein ziemlich klassisches Ziel für einen Darkride, das man auch bei den Vorgängern Symbolicas, Droomvlucht und Fata Morgana, wiederfindet. Sowohl die Art der dargestellten Welt als auch die Rolle der Besucher in der Attraktion sind bei Symbolica allerdings deutlich anders als bei den beiden anderen Themenfahrten. In der Fata Morgana sind die Besucher stille Erkunder einer geheimnisvollen, andersartigen Welt. Droomvlucht besteht aus einer Reihe loser zusammenhängender Traumassoziationen, denen die Besucher in der Rolle von Träumern begegnen. Dem gegenüber ist in Symbolica die Welt viel klarer als ein königlicher Palast umrissen. Und war man in der Fata Morgana noch eher Eindringling, wird man in Symbolica nun von den sympatischen Palastbewohnern freundlich als Gast empfangen und eingeladen, den Palast einmal eigenständig zu erkunden. Insgesamt sind die Besucher in Symbolica also viel stärker in die Geschichte der Attraktion eingebunden.
Von Außen erscheint Symbolica als prachtvoller und imposanter Palast. Dabei wurde erkennbar nicht allzu viel Wert auf einen schlossartig symmetrischen Aufbau gelegt; vielmehr wechseln sich symmetrische (zentrale Fassade mit Eingangstür) und asymmetrische sowie naturgebundene Elemente (Platzierung der Türme, Felskonstruktion unter dem Palast) ab. Damit wird ein Konflikt zwischen Regelbefolgung und Fantasiegebrauch vorweggenommen, der später im Inneren der Attraktion noch weiters ausgebaut wird.
Insgesamt lässt Symbolica von Außen kaum einen Wunsch offen und ist somit der gewünschte Hingucker in der Parkmitte geworden. Das trifft auch deswegen zu, weil auf das große, zuvor eher triste Flachdach vor der Eröffnung noch Solarmodule gesetzt und in einen eigens gestalteten Palastgarten eingebettet wurden. Ein echter optischer Mangel konnte auf diese Weise verhindert werden - zumal die benachbarte Pagode auch einen exzellenten Ausblick auf das Dach bietet.
Das Warten ist fast automatisch relativ gut in die Geschichte von Symbolica integriert, denn bei einer realen königlichen Audienz ist oder war man ja vermutlich auch nicht sofort an der Reihe. Die Warteschlange beginnt unmittelbar vor dem erhöht liegendem Eingangsportal und ist zweigeteilt: Links führt eine Single-Riders-Line relativ direkt zum Eingangsportal. Rechts beginnt die deutlich längere, normale Anstellreihe. In den letzten Jahren und Jahrzehnten ist es immer mehr zum Qualitätsmesser geworden, die Wartezeit durch allerlei Tricks möglichst kurz erscheinen zu lassen. Efteling hat sich aber doch einige kreative Ideen versperrt, da der gesamte Wartebereich unter freiem Himmel gebaut ist.
So musste der Park auf eher konventionelle Methoden zurückgreifen. So erfindet er zwar das Rad nicht neu, liefert aber immerhin einen soliden und schön gestalteten Wartebereich mit einer abwechslungsreichen Route: Von Zick-Zack-Stangen am Anfang geht es in ein kleines Waldstück, dann nacheinander durch zwei Überdachungen hindurch, bevor es eine Treppe über die Felsen hinauf zum Attraktionseingang führt. Weitere Extras sind ein Trinkwasserspender sowie die Audienzregeln als kleines Highlight: Diese stehen - neben anderen Sprüchen und Rätseln - zum einen auf einigen Schildern in der Warteschlange, doch der Hofdiener O. J. Punctuel gibt sie auch immer wieder über die Lautsprecher wieder. Da es ausgesprochen viele dieser Regeln gibt, wird das Zuhören kaum langweilig.
Ist man über die Treppe nach oben gekommen, folgt zunächst ein Drehkreuz, mit dem die Besucher für die Preshow eingeteilt werden. Anschließend betreten sie den Palast und finden sich sogleich in einer Empfangshalle wieder, die von einer breiten Treppe nach oben geprägt ist. Auf ihr steht eine Animatronic von O. J. Punctuel, dem Hofdiener, der bereits aus seinen umfangreichen Regeln rezitiert, während die Gäste noch nach und nach in die Halle strömen. Dann begrüßt Punctuel die Gäste viersprachig und weist darauf hin, dass die Treppe hinauf zur königlichen Audienz führt. Doch schon kommt Pardoes, Eftelings Parkmaskottchen und Zauberer, am Ende der Treppe zum Vorschein. Er hat offensichtlich etwas gegen eine starre Audienz beim König einzuwenden und schlägt stattdessen eine ungezwungene Tour durch den Palast vor - schließlich heiße es ja nicht umsonst "Palast der Fantasie". O. J. Punctuel widerspricht zwar heftig, doch Pardoes hat mit einem Zauberspruch bereits die Treppe "geteilt", sodass unter Licht- und Nebeleffekten in der Mitte ein Durchgang für die Besucher entsteht. Die Preshow ist ein entscheidender Baustein für das Storytelling von Symbolica. Nur so kann den Besuchern klar werden, dass ihnen Pardoes entgegen der Regeln die besondere Gelegenheit für eine Tour durch den Palast bietet. Die Show hat eine angenehme Länge rund 3 Minuten und das Teilen der Treppe ist ein toller Effekt, den man so nicht erwarten konnte - Efteling ist hier also eine sehr gute Preshow gelungen.
Nach dem Durchgang durch die Treppe folgt eine Treppe nach unten. Sie ist mit einer zweiten Treppe spiralachtig verflochten; eine davon ist für die Single-Riders und die andere für die weiteren Gäste gedacht. Am Ende der Treppe folgt die Station. Hier können sich die Besucher zunächst für eine der drei Fahrtrouten, die Musiktour, die Schätzetour und die Heldentour entscheiden. Ein Mitarbeiter verteilt sie dann passend auf die einfahrenden Wagen. Die Single Riders werden jeweils einem der Wagen je nach Platz zugewiesen. Wie bereits bekannt, bieten die in der Grundfläche runden Wagen in zwei Reihen Platz für sechs Personen. In der vorderen Reihe ist ein Touchscreen angebracht, mit dem später interaktive Elemente bedient werden können. Es müssen vorab keine Gegenstände abgelegt werden, sodass die Abwicklung der Passagiere relativ reibungslos vonstatten geht.
Jeweils drei der Fantasievaarder genannten Wagen durchfahren nun die eigentliche Palasterkundungstour gleichzeitig. Nacheinander und immer begleitet von Pardoes - werden außergewöhnliche Orte innerhalb des Palasts gezeigt. Die erste Szene ist das eindrucksvolle Planetarium, in dessen Mitte erhöht der Großmagister Almar steht - die erste Animatronic der Fahrt, die übrigens allesamt gelungen sind. An den Wänden des runden Raumes sind Bücherregale und eine Galerie, die Decke besteht aus einer Kuppel und ein Planetenmodell dreht dort seine Runden. Nach einer Weile taucht Pardoes aus einer Kiste hinter dem Magister auf und spricht den nächsten Zauberspruch, woraufhin sich die Wagen um die eigene Achse drehen. Bei der Pardoes-Animatronic gibt es noch einen kleinen Schönenheitsfehler, da erkennbar ist, dass dieser auf Stangen angebracht ist. Auf das Planetarium folgt der Panoramasalon. Die Wagen fahren zunächst auf eine Sitzgruppe mit Tisch zu - im Hintergrund das Gemälde einer Landschaft mit Gebäuden und auf dem Tisch davor unter Glaskuppeln einige Schmetterlinge. Die Wagen drehen sich um - und die Besucher können einen Blick auf diese Objekte in der "Wirklichkeit" werfen: Hier findet sich in nächtlicher Atmosphäre eine leuchtende Miniaturwelt ähnlich wie in Diorama. Große Schmetterlinge kommen von oben herab und schweben über der Szenerie. Anschließend fahren die Wagen in das Botanikum - oder zumindest scheint es sich um ein solches zu handeln. Denn Gewächshaus, in dem die Besucher zu sein scheinen, entpuppt sich schnell als Aquarium, als draußen vor den Scheiben unvermittelt ein riesiger Phantasiefisch auftaucht. Die Situation wird dramatisch, als die Scheiben beginnen zu reißen - doch zum Glück können die Gäste die Szenerie schnell wieder verlassen.
Bislang spielten die interaktiven Touchscreens vorne in den Fantasievaarders noch kaum eine Rolle - dies soll sich ab jetzt ändern. Die drei Wagen biegen nun in drei separate Kammern ein. Vor ihnen stehen jeweils ein Spiegel und auf ihnen werden eine Reihe von Kisten projiziert. Mit den Touchscreens können die Kisten geöffnet werden und es tauchen Gegenstände auf, die später noch eine Rolle spielen werden. Es folgt das gewölbeartige Fantasiedepot, in dem jeder der drei Wagen erneut etwas anderes entdecken wird: Die Wagen der Musiktour können jetzt eine Orgel interaktiv bedienen, die Wagen der Schätzetour gelangen in ein Spiegelkabinett und können einen Diamanten farbig leuchten lassen und die Wagen der Heldentour kommen zu zwei Rittern, die aktiviert werden können.
Anschließend kommen die Wagen wieder zusammen. Über eine kleine Passage, in der der Küchenjunge Polle mit einem riesigen Pfannkuchenstapel auftaucht, gelangen die Besucher schließlich doch in den Königssaal. Vorne sitzen bzw. stehen an einer reichhaltig mit Süßspeisen und Früchten bedeckten Tafel König Pardulfus, Pardoes, Pardijn und der Hofdiener O. J. Punctuel. Die Audienz scheint schon vorbei zu sein und so kann direkt zum Tanzen übergegangen werden. Hier können die Wagen durch die Besucher selbst gedreht werden, was der gelungenste Einsatz der interaktiven Technik während der Fahrt ist Abschließend fahren die Wagen noch an den Fotos der Fahrt vorbei, die stilecht in eine Gemäldegalerie integriert wurden. Es folgt die Station, wo die Besucher aussteigen und sich direkt danach noch Souvenirs sowie Fahrtfotos kaufen können.
Die Fahrt ist natürlich das Kernstück der Attraktion und gleichzeitig auch der Teil, der am schwierigsten abzustimmen und zu realisieren ist. Bei Trackless-Darkrides wie Symbolica, kann sich das Fahrzeug frei in jede beliebige Ecke der Attraktion begeben und sich in 360 Grad um die eigene Achse drehen. Die Einstellungsmöglichkeiten scheinen im Zusammenspiel mit den vielzähligen Effekten fast unendlich groß zu sein. An einigen Stellen merkt man zurzeit, dass diese Kalibrierung noch verbessert werden kann. Insbesondere der spätere Teil mit den interaktiven Elementen wirkt aus diesem Grund noch etwas unflüssig und unzusammenhängend. Mit einem besseren Timing der Effekte kann hier aber noch viel verbessert werden. Ganz davon abgesehen macht Efteling aber schon jetzt einiges richtig: Die Gestaltung der Szenen ist einwandfrei, viele Effekte passen auch schon gut und sind beeindruckend. Insgesamt bietet Symbolica damit schon jetzt eine Darkride-Fahrt die in vergleichbaren Freizeitparks ihresgleichen sucht - und mit den noch ausstehenden Feinabstimmungen kann das Niveau vielleicht noch einmal gesteigert werden.
Die Erwartungen an diese Attraktion waren riesig: Efteling, das sich für Darkrides durchaus einen Namen gemacht hat, baut erstmals seit 24 Jahren einen neue Attraktion dieses Typs, dazu noch die eingangs erwähnte lange Wartezeit von sieben Jahren von der ersten Ankündigung bis zur fertigen Attraktion. Es wäre also durchaus nicht verwunderlich gewesen, wenn den hohen Erwartung nicht gerecht geworden wäre. Daran gemessen sind die Reaktionen, die Efteling nun für Symbolica erhält, relativ positiv.
Das gilt auch für die internationale Fangemeinschaft, von der Efteling zurzeit viel Wertschätzung erhält und wo selbst vor dem Vergleich mit der um ein vielfaches teureren Disneyattraktion Mystic Manor nicht zurückgeschreckt wird. Und genauso können wir eigentlich nur sagen: Symbolica hat sich schon jetzt einen Platz unter den Topattraktionen von Efteling gesichert: Die wunderbare Gebäudeansicht von Außen, eine stimmige Preshow und eine tolle Fahrt; vor allen Dingen aber das Gesamterlebnis haben uns überzeugt. Abstriche müssen nur beim soliden Wartebereich, wo Efteling das Potential nicht voll ausschöpft, und beim genauen Timing der Effekte während der Fahrt gemacht werden.
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